30.12.2009

Österreichs Wohlstand

Ein wohlhabendes Land. Es mangelt an nichts, Waren sind in vielfältigster Weise zu erwerben. Die Menschen hier leisten sich auch ab und an einen kurzen Moment des Glücksgefühls, wenn ein verlockender Gegenstand in die Einkaufstasche wandert. Ein schwieriges Jahr liegt hinter uns. Das sorglose Einkaufen wird für stets mehr Menschen hier nicht mehr möglich. Ein schöner Traum vom Wohlstand scheint zu verblassen.
Auslage Kaufhaus Steffl Kärtnter Straße Auslage eines Teegeschäftes, Innenstadt Herrenmodengeschäft, Innenstadt Mariahilfer Straße Im Kaufhaus Gerngross, Mariahilfer Straße Auslage einer Bäckerei, Mariahilfer Straße
Hier muß ein Geschäft schließen, für immer. Es ist nicht das einzige, dem ein solches Schicksal beschieden ist in diesem Jahr. Ob dies ein Menetekel dräuender schlimmer Zeiten ist? Es wird sich weisen. Die Erinnerung an früheres Wohlleben könnte uns trösten, sollten die Lebensumstände schlechter werden. Die Vorzeichen sind nicht die besten an diesem Jahresausklang, dennoch bleibt die Hoffnung, daß sich diese auflösen und es wieder so wird wie es war.

Alle Texte und Bilder von Fluchtachterl, am 23.12.2009

22.12.2009

Schnee

Verläßt man das Haus des Morgens, ist die Stadt plötzlich stiller. Der Schnee dämpft die Geräusche, man hört das Knirschen der eigenen Schritte, zaghaft wird ein Fuß vor den anderen gesetzt, denn das Gehen im Weißen ist ungewohnt.
Karlskirche Belvedere
Weiße Bauschen bedecken die Figuren der Stadt, Schnee läßt sich nieder auf Gesimsen und Gattern, auf den Dächern.
In der Belvederegasse
Tapfer klettert ein Weihnachtsmann hinauf zum Schild eines Gasthauses in der Belvederegasse, duldet still, den Schnee auf seinem Gepäck... Jemand hat ein Gattertor am unteren Belvedere vergessen zu schließen. Diese angezuckerte Parkbank im Belvederegarten bleibt einsam. Sie wird bis in den Frühling warten müssen, wenn sich die Besucher hinsetzen, um unter den ersten wärmenden Sonnenstrahlen zu verweilen. Eine Sphix beim Belvedere. Einen Halsschmuck aus Schnee hat sie angelegt bekommen.
In der Prinz-Eugen-Straße Werbeplakate in der Argentinierstraße
Der Fiaker flucht und putzt sich den Schnee vom Mantel. Seine Rösser schnaufen, weißer Dampf strömt aus ihren Nüstern. In der Jungferngasse wird er nicht lange stehenbleiben. Eine Gruppe von Besuchern aus Übersee wird sich eine Fiakerfahrt leisten. Ein Sackerl mit altem Brot wurde vor das Telefonhüttel in der Jungferngasse gestellt. Es war vermutlich für die Rösser gedacht. Der Schnee hat sich einfach darauf gelegt. Der Städtische Dienst ist flink, die Angestellten der Magistratsabteilung räumen den Schnee, ein Räumungsgerät hat neben einem Mistkübel den Schnee zu einem Haufen geschaufelt. Ein Häubchen auf dem Maul des Mistkübels, der oft zusehen muß wie eilige Passanten etwas daneben schmeißen. Bald wird der Schnee in einem Gemsich von Split, Salz und Gatsch enden. Er gewandet Wien nur kurz, wenn er sich einfindet.

Alle Texte und Bilder von Fluchtachterl, am 19.12.2009

17.12.2009

Wien vor Weihnachten

Wien glitzert des Abends im vorweihnachtlichen Schmuck, wie die Jahre zuvor. Ein Weihnachten wie jedes. Es geht uns in Österreich noch nicht so schlecht wie es bereits anderswo der Fall ist. So Betrachten wir die Lichter und denken an das Fest.
Der Durchgang Michaelerplatz-Habsburgergasse
Graben, Blick zur Pestseule Lebkuchenhaus, Konditorei des Café Central, Herrengasse Weihnachtsbeleuchtung des Café Griensteidl
Minoritenkirche, Arkaden

Eine unbeschreibliche Stille läßt einen am Minoritenplatz innehalten. Selbst das Geräusch der eigenen Schritte könnte sie stören. Verweilen für einen Augenblick, es ist als ob die Zeit angehalten worden wäre. Nicht ein Gedanke soll diesen flüchtigen Frieden stören.

Texte und Bilder von Fluchtachterl, 13. Dezember 2009

15.12.2009

Am sechsundzwanzigsten Oktober....

Im Herbst pflegt sich über Wien oft ein Schleier aus grauem Nebel zu legen. Ein Feiertag, der sechsundzwanzigste Oktober. Nationalfeiertag. Hierzulande mutet dieser eher einem Volksfest an, denn einer pathetischen Zurschaustellung. Man geht schauen, läßt sich das eine oder andere schmecken. Dennoch erinnert dieser Feiertag an die Wiedererlangung der Freiheit Österreichs. Gleich einem Omen ließ der Nebel keinen Sonnenstrahl an diesem sechsundzwanzigsten Oktober zu. Unsere Nomenklaturen haben ihre Pflichtreden abgehalten, doch Österreichs Freiheit scheinen sie am Altar eines absonderlichen Gebildes opfern zu wollen. Nicht dem Volk, sondern ihrem Fieberwahn scheinen sie verpflichtet. Ihrem Fieber haben sie den Namen dieses Erdteils gegeben, der nun ein Fluch mehr denn etwas anderes ist.

Am Ballhausplatz schüttelt der Kanzler die Hände. Der Bürger darf hinein, ein Lächeln empfangen. Angelogen wird er über die Nachrichten...

Am Burgtor wird eine Flamme bewacht. Die Nacht bricht schnell herein und zu früher Stunde im Oktober in Wien.

Am Nationalfeiertag hält das Parlament einen "Tag der offenen Tür" ab. Gemäß unserer Verfassung geht alles Recht vom Volk aus. Der erste Paragraph. Doch wird hier in diesem Parlament zum Großteil nur mehr abgenickt, was anderswo beschlossen wurde. Eine Art von außen aufgezwungenem Schauspiel mit tragikomischer Kostümierung. In der Wahlzelle wägt man ab, wer das geringere Übel sein könnte, wissend daß alle übel sind. Hier regiert nicht das Volk, sondern Nomenklaturen und deren Lakaien.

Langsam werden die Festzelte abgeräumt. Der Zapfenstreich ist vorbei. Man war guter Stimmung. Wiewohl von dem, das wir an diesem Tag feiern, unsere Freiheit, unsere Unabhängigkeit, unsere Demokratie, nicht mehr viel übrig ist. Die Krise hat noch nicht ihre häßliche Fratze uns gänzlich zugewandt. Wie es uns im nächsten Jahr an diesem Tag gehen wird, weiß Gott allein... Vielleicht schenkt er uns an diesem Tag ein paar Sonnenstrahlen und einen klaren Himmel.

Text und Bilder vom 26.Oktober 2009, von Fluchtachterl

Ankeruhr und Fiaker bei Nacht