22.12.2009

Schnee

Verläßt man das Haus des Morgens, ist die Stadt plötzlich stiller. Der Schnee dämpft die Geräusche, man hört das Knirschen der eigenen Schritte, zaghaft wird ein Fuß vor den anderen gesetzt, denn das Gehen im Weißen ist ungewohnt.
Karlskirche Belvedere
Weiße Bauschen bedecken die Figuren der Stadt, Schnee läßt sich nieder auf Gesimsen und Gattern, auf den Dächern.
In der Belvederegasse
Tapfer klettert ein Weihnachtsmann hinauf zum Schild eines Gasthauses in der Belvederegasse, duldet still, den Schnee auf seinem Gepäck... Jemand hat ein Gattertor am unteren Belvedere vergessen zu schließen. Diese angezuckerte Parkbank im Belvederegarten bleibt einsam. Sie wird bis in den Frühling warten müssen, wenn sich die Besucher hinsetzen, um unter den ersten wärmenden Sonnenstrahlen zu verweilen. Eine Sphix beim Belvedere. Einen Halsschmuck aus Schnee hat sie angelegt bekommen.
In der Prinz-Eugen-Straße Werbeplakate in der Argentinierstraße
Der Fiaker flucht und putzt sich den Schnee vom Mantel. Seine Rösser schnaufen, weißer Dampf strömt aus ihren Nüstern. In der Jungferngasse wird er nicht lange stehenbleiben. Eine Gruppe von Besuchern aus Übersee wird sich eine Fiakerfahrt leisten. Ein Sackerl mit altem Brot wurde vor das Telefonhüttel in der Jungferngasse gestellt. Es war vermutlich für die Rösser gedacht. Der Schnee hat sich einfach darauf gelegt. Der Städtische Dienst ist flink, die Angestellten der Magistratsabteilung räumen den Schnee, ein Räumungsgerät hat neben einem Mistkübel den Schnee zu einem Haufen geschaufelt. Ein Häubchen auf dem Maul des Mistkübels, der oft zusehen muß wie eilige Passanten etwas daneben schmeißen. Bald wird der Schnee in einem Gemsich von Split, Salz und Gatsch enden. Er gewandet Wien nur kurz, wenn er sich einfindet.

Alle Texte und Bilder von Fluchtachterl, am 19.12.2009

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Ankeruhr und Fiaker bei Nacht